Grundschüler im Günterslebener Sommerstuhl

Der Weinbau ist in Unterfranken ein wichtiger Bereich der Landnutzung. Jetzt waren die Drittklässler der Günterslebener Ignatius-Gropp-Grundschule wieder im Günterslebener Sommerstuhl, um die Arbeit der Winzer ganz praktisch kennenzulernen. Neun Winzer – einige hatten sogar extra Urlaub genommen – leiteten die Kinder im Weinberg von Familie Ziegler Bernhard an, und jedes Kind hatte eine scharfe Schere in der Hand. Johannes Ziegler erläuterte zunächst den Kindern den Rebschnitt, anschließend wurden sie in Gruppen aufgeteilt und von den Winzern beim Rebschnitt angeleitet und betreut. Aufgrund der umsichtigen Betreuung und auch, weil die Kinder zwar begeistert, aber aufmerksam waren, ging alles ohne Verletzung vonstatten. Zum Abschluss gab es Weck von der Gemeinde für alle, dazu süßen Trauben- und Apfelsaft, Äpfelschnitz und für die Helfer ein Tässle Kaffee.

Bild und Text: Marianne Scheu-Helgert

Braune Kapseln statt Insektizide

Ökologische Tradition seit vielen Jahren – natürlich mit Weinprinzessin Natalie Scheblein.

Mit über 35 Helfern war das flächendeckende Aushängen der Kapseln in eineinhalb Stunden schnell erledigt – die gesellige Brotzeit im Freien dauerte dann fast genauso lang.

Der Duftstoff in den Kapseln verhindert einen Befall der Blüten und Trauben mit den Raupen des Traubenwicklers.

Das Bild unten zeigt kaum ein Drittel der Helfer. Damit erklärt sich aber auch, warum etliche Großbetriebe im Weinbau den Einsatz der Kapseln nicht durchführen: Das Aushängen ist sehr arbeitsintensiv. In Güntersleben gerät das Verteilen der Kapseln dagegen zur gemeinschaftlichen Aktion. Wer Näheres zu Günterslebens Weinbau und insbesondere zu den Weinen aus dem Sommerstuhl wissen will, hat dazu bei der Weinverkostung am 22. Mai im alten Hof von Thomas Schömig reichlich Gelegenheit.

Artikel udn Bilder: Marianne Scheu-Helgert, Gerhard Helgert

Nach schwierigem Weinsommer – Hoffnung auf gute Lese ab Mitte September

Nach trockenen Hitzejahren – vor zwei Jahren vernichtete Sonnenbrand einen Teil der besonders empfindlichen Bacchus-Trauben – bereitete heuer das Wetter Winzern wie Reben ein lange Jahre nicht gekanntes Wechselbad der Gefühle. Sorgfältigste Rebenpflege, großzügiges Auslichten und nicht zuletzt auch an die Witterung angepasste Spritzmaßnahmen hielten unseren Sommerstuhl überwiegend gesund.

Verzögerte zunächst kalte Witterung im Mai den Austrieb, kamen die Winzer in der Folge kaum nach mit Ausbrechen überzähliger Triebe, Abblättern in der Traubenzone, mehrfaches Entfernen der Seitentriebe (ausgeizen), Einfädeln der Triebe in das Drahtgerüst (einstecken) und schließlich Kappen der Triebspitzen über dem Drahtgerüst. Eine dichte Folge von Regenfällen schaffte einerseits dem Peronospora-Pilz fast täglich ideale Bedingungen für den Befall von Blättern und Fruchtansätzen, andererseits verhinderten häufige Regenfälle, oft nasse Blätter und rutschige Böden nicht selten fristgerechte Pflegegänge.

Mit fachlich sicherem Gespür für alle diese Fährnisse gab Beate Leopold (Weinbauring Franken) den Winzern im Rahmen der 14-täglichen Arbeitstreffen an der Maternushütte wertvolle Hilfestellung.

So dürfen alle Freunde der Günterslebener Weine eine gesunde Lese ab Mitte September erwarten, etwas Sonne sollte ab sofort für hohe Qualität in erfreulicher Menge sorgen.

Fränkischer Satz an der Maternushütte

Nach der Umgestaltung an der Maternushütte inmitten Günterslebens Weinlage Sommerstuhl hat die Weinbau-Familie Köhler alte fränkische Sorten am Sommerstuhl ausgepflanzt. Zunächst wird man von den Pflanzen noch nicht viel sehen. Der Großteil der neuen Reben steckt nämlich in der Erde, wo sie zuerst einmal ein gutes Wurzelwerk ausbilden müssen. Bei genauem Hinsehen werden sich allerdings schon verschiedene Blattformen an den Rebstöcken unterscheiden lassen. Dazu werden auch einige Stauden und Rosen an der Stützmauer unterhalb der neuen Rebfläche ein paar Farbtupfer setzen.

An alle Besucher hat der Weinbauverein die Bitte, pfleglich mit den neuen Reben und Rosen umzugehen und die Pflanzflächen nicht zu betreten.

Noch mehr Geduld müssen wir alle aufbringen bis zum Genuss der neuen alten Reben. Es wird wohl zwei, drei Jahre dauern, bis die erste Lese ansteht. Sie wird zusammen mit weiteren historischen Rebsorten des fränkischen Satzes von Weinbau Köhler und Söhne in die Kelter kommen.

Der Weinbauverein wird in den nächsten Wochen wieder ähnlich wie im Vorjahr einen Weinverkauf mit Verköstigung an der Maternushütte anbieten. Die Termine sind hier auf der homepage veröffentlicht.

Marianne Scheu-Helgert, Weinbauverein Güntersleben

Familie Köhler wird die Reben an der Maternushütte pflegen, hier Michael Köhler bei der Pflanzung. (Bilder: Gerhard Helgert)

Mehr Mäusejäger im Günterslebener Sommerstuhl

Jeder Wanderer im Günterslebener Sommerstuhl kennt sie und schaut ihnen gerne nach, die eleganten Segler und Flugkünstler auf der Jagd und bei der Balz. Mäusebussarde, Falken, Habichte und Sperber finden zwischen den Rebzeilen reiche Beute. Doch bei Weitem nicht jeder waghalsige Sturzflug führt jedoch zum Erfolg, auch wenn es wie schon im Vorjahr sehr viele Mäuse in der gesamten Flur gab.

Viele Winzer sichern sich bereits seit Jahren die Unterstützung durch Raubvögel durch hohe Sitzstangen. Zwar jagen die kräftigen Flieger oft direkt aus der Luft, teils bleiben sie sogar auf der Stelle stehen, sie „rütteln“. Mit der Beute suchen sie dann aber schnell schwer beladen und bevor sie Junge haben einen hohen Baum oder eben eine Sitzstange auf, um ihre Beute genüsslich zu verzehren.

Mit der weiteren Verbreitung von Blüheinsaaten fühlen sich aber auch die Mäuse immer wohler. Mehrere Winzer hatten zum Beispiel im vorigen Sommer auffällige Mohnbestände stehen lassen, eigentlich zum Schutz vor Bodenabschwemmung, auch für Insekten, die Samen dann für Vögel. Die Mohnsamen schmecken aber auch den Mäusen, zahlreiche aufgebissene Samenkapseln zeugen vom nahrhaften Genuss. Zum Knabbern suchten die Tiere offensichtlich sogar ihre „Wohnterrasse“ auf den Köpfen von Rebstöcken auf! Andere Mäuse wurden vor ihrem Bau ertappt beim Aufknabbern fleißig zusammengesammelter Hagebuttenkerne! Leider fressen Mäuse vor allem in Trockenjahren in jeweils kleinen Bissen zahlreiche Trauben an – die daraufhin schnell Wespen anlocken, die weitere Schäden verursachen und letztlich die Trauben faulen lassen.

Jetzt sorgten die Winzer für eine neue Raubvogel-Hilfe – biologischer Pflanzenschutz im ureigensten Sinn. Nach Bauplänen des BUND haben Bernd Schömig und Christian Will fachgerechte Nistkästen für Falken gebaut. Winzer Bernd Schömig konnte einen Hubsteiger von der Zimmererfirma Michael Freudenberger ausleihen, um dann die Nistkästen bis in 10 m Höhe an dicken Bäumen anzubringen.

Sicher werden nicht gleich alle Kästen bezogen, dafür hängen sie zu dicht. Auch im Garten werden z.B. meistens nicht alle Meisenkästen belegt. Das Nistangebot ist aber so gut, dass ein oder zwei Pärchen eine schöne Wohnungsauswahl haben werden und vielleicht zugreifen. Spaziergänger finden die halbmetergroßen Kästen leicht, sie sind meist am Waldrand angebracht.

Sicher kommen auch Eulen und der Uhu in den Sommerstuhl. Sie führen aber ein verborgenes Leben. Lediglich in der Abenddämmerung im Frühjahr verriet sich der Uhu durch seinen Balzgesang: Das sind kurze, wie abgehackt klingende Bu –Bu-Laute.

Weinbauverein in Zeiten von Corona

Sechsmal Weinschlemmen im Wengert „mit Abstand“ bot der Weinbauverein seinen Freunden in diesem Ausnahmejahr. Die Idee lag nahe: Ohnehin war der Sommerstuhl seit Frühjahr stärker als sonst bevölkert – viel mehr Wanderer und Radfahrer begleiteten die Winzer bei ihrer Arbeit durch den Sommer. Warum also nicht eine kleine Jausenstation an unserer Maternushütte einrichten? Das Konzept zum sicheren Umgang entstand in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. Der Vatertag bot die Gelegenheit zum Probelauf, später folgten fünf Wochenenden mit verschiedenen Winzerteams. Jeweils eigene Wein- und Brotzeit-Varianten fanden regen Zuspruch, wobei aber stets die notwendigen Abstände gewahrt blieben.

Und weil alles so gut gelungen ist, entschloss sich der Vorstand, einen Gruß an Pfarrer Masolo, der heuer leider nicht zu uns kommen konnte, in Verbindung mit einer Spende 500 € zu schicken.

Deutlich weniger, aber besonders gut

Der Jahrgang 2020 ist mittlerweile vollständig in den Keller geschafft, dort reifen heuer teils sehr hochwertige Weine. Ein Spätfrost am 12. Mai hatte zwar auf einzelnen Flächen sehr starke Schäden (bis über 50 % Verlust) hinterlassen, in manchen Bereichenkam es zu geringeren Mengen-Einbußen. Was dann aber dort reifte, geriet besonders aromatisch.

Marianne Scheu-Helgert für den Weinbauverein Güntersleben

Foto: Gerhard Helgert